Tag 7: Dankbarkeit
Es ist schwierig die richtige Wörter zu finden, die den Tag genau beschreiben können. Was wir heute erlebt haben hat unsere Ansicht zum Leben verändert. Es war ein langer Tag mit Erlebnissen, die uns positiver Weise beeinflusst haben.
Sonnenaufgang
Ein schöner Tag beginnt mit einem schönen Sonnenaufgang. Wir sind früh aufgestanden und schnell zum Strand gefahren. Um 06:22 ging die Sonne auf. Wie die Sonne am Horizont auftritt, wie das Licht die Nacht aufbricht, wie die Welt für den Tag vorbereitet wird, wie wir dort standen und die Szene genossen haben...
Diese malerische Aussicht vom Meer und dem Himmel werden wir nie vergessen. Es war so ein wunderschöner Anfang des Tages.
Bambuswald, Hähnchen und BBQ
Weißt du eigentlich wie dein Essen auf dem Tisch kommt?
Vielleicht hast du schon mal gesehen, dass jemand vor dem Essen betet. Japaner tun dies vor jedem Essen. Man faltet die Hände vor der Brust zum Gebet, und sagt ,Itadakimasu. (Vielen Dank dafür was ich bekomme.)‘. Das hat meiner Meinung nach hauptsächlich zwei Bedeutungen. Man bedankt sich für das Essen an sich, dass man überhaupt Essen bekommt. Die zweite Bedeutung ist, dass man sich bei denjenigen bedankt, die das Essen zubereitet haben - also kann man auch für sich selbst bedanken. Aus diesem Grund trägt der Tag 7 die Überschrift ‚Dankbarkeit’. Im Alltag vergisst man ja dankbar zu sein für die kleinen Dinge im Leben.
Wir nehmen dankend ein Stück von der Natur für unseren Eigenbedarf und aber nicht mehr als wir benötigen - Das ist das Naturgesetz und nur so funktioniert der richtige Lebenskreislauf.
Als erstes haben wir das Lagerfeuer vorbereitet in dem wir fünf Donutformen aus Zeitungen geformt haben. Dann haben wir Holzstücke um die Stapeln gelegt und die Donuts angezündet. Bevor wir in den Bambuswald rein gehen, legen wir schon mal einen großen mit Wasser gefüllten Topf drauf, damit wir kochendes Wasser haben wenn wir zurückkommen.
Dann sind wir in den Bambuswald gegangen um Bambus zu sägen. Wofür?
Bambus wächst sehr schnell. D.h. man muss den Bambus regelmäßig ausdünnen, wenn man nicht dazu kommt, genug Baby-Bambus im Frühling zu ernten und essen. Bei der Menge in Himi ist es nicht immer möglich den Wald im idealen Zustand zu halten, aber wenn man die Gelegenheit hat, Bambus zu verwenden, schneiden wir ein paar davon und machen das Beste daraus - selbstverständlich nachhaltig. Wir wollten heute Bambus Geschirr und Reiskocher machen. Wir haben insgesamt sechs Becher (jeder zwei, ein für die Suppe und ein für die Getränke), sechs Teller, sechs Paar Stäbchen (zum Kochen und zum Essen) und zwei Reiskocher gebastelt.
Übrigens, Bambus ist extrem wasserhaltig. Das denkt man nicht unbedingt… Bambus sind ja so hart und trocken, habe ich gedacht. Aber eigentlich sind sie relativ weich und lassen sich auch sehr leicht schneiden. Hast du schon mal von Bambuswasser gehört? Das ist spezielles Wasser, das man nur Anfang Juni vom Bambus bekommen kann. Wenn man dann Bambus richtig sägt, findet man die Rohre gefüllt mit Wasser. Das nennt man ‚Takemizu’ (Take = Bambus, Mizu = Wasser). Wenn man damit Reis kocht oder Brot backt, natürlich mit Bambus, schmeckt es besondres gut. Interessant, oder? Mehr Info dazu - siehe meinen Blogeintrag zum Takemizu! (Klick hier!)
Was wir im Wald auch geerntet haben sind wilde Kuromoji Teeblätter. Nachher gibt es leckeren Tee zum Essen. (Ja, Japaner trinken häufig Tee zum Essen.)
In dem Wald in Himi leben viele Wildschweine. Santos hat uns deren Spuren und die Fange gezeigt und erklärt wie intelligent sie sind. Sie sind meistens harmlos zu Menschen, aber sie verwüsten die Gemüsefelder. Wenn man Wildschweine fängt, werden sie geschlachtet und lokal verzerrt. Wir haben für die BBQ das Fleisch auch dabei – nichts wird verschwendet.
Soooo, was steht noch auf dem Plan noch bevor wir grillen können?
Als nächstes kommt die größte Herausforderung - Hähnchen schlachten. Wir nehmen die Leben von zwei Hähnchen und lernen wie das Fleisch auf den Tisch kommt.
Die beide Hähnchen waren in unseren Armen sehr warm - die Wärme des Lebens. Das beweist dass wir das Leben von ihnen für unsere Leben nehmen. Heutzutage wissen nicht viele wie das Essen vom Supermarkt auf den Tisch kommt. Hier lebt man immer noch diesen Lebensstil. So weiß man genau woher das Fleisch kommt, und dass wir in einem Lebenskreislauf leben. Man hat einfach einen anderen Bezug zu Lebensmitteln. Wir sind sehr dankbar dafür, dass wir diese Erfahrung machen durften. Vielen Dank.
Nachdem wir die Hähnchen geschlachtet haben haben wir sie kurz in das kochende Wasser getan und die Feder gerupft. Dann haben wir sie vorbereitet und die innere Organe rausgenommen. Wir essen natürlich alles mögliche, wie Hünerherz, Hünerleber, Hünermagen usw. Wir haben mit den Hähnchenschenkel Suppe gekocht, und den Rest gegrillt.
Auf dem Grill kommen noch Wildschweine, Paprika, Zwiebeln, Shiitake-Pilze und Kürbis - alles aus dem lokalen Markt. Vorher hatten wir auch Reis vorbereitet und im Reiskocher aus Bambus langsam kochen lassen. Die Toyama Präfektur, wozu Himi auch gehört, ist bekannt auch für leckere Reis. Es riecht schon mal ganz versprechend.
Alles war so lecker. Wir haben uns vor und nach dem Essen dafür mehrmals bedankt, dass wir die Fleisch und Gemüse essen durften. Noch mal, vielen Dank für das Essen, und vielen Dank für die Lehre.
Als der Tag begann, wusste ich nicht was heute auf mich zukommt.
Keiko hat mir dann so ganz nebenbei, auf dem Weg zu Santos, gesagt, dass ich heute für das Essen sorgen solle, in dem ich ein Hühnchen schlachte…Da ich so etwas noch nie gemacht habe und damit (als Großstädter) auch nie in Berührung gekommen bin, war das natürlich erst einmal ein Schock-Moment für mich.
Ich musste sehr lange mit mir ringen und mir darüber Gedanken machen, ob ich das wirklich tue oder nicht.
Auf der einen Seite essen wir fast jeden Tag Fleisch ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, wo das Fleisch eigentlich herkommt und wie „human“ das Tier geschlachtet wurde. Auf der anderen Seite habe ich keinen überlebenswichtigen Grund gesehen, heute ein Tier töten zu müssen, da ich ja auch so überlebt hätte…
Schlussendlich habe ich mich doch dafür entschieden, diese Erfahrung machen zu wollen, um einfach zukünftig einen anderen Blickwinkel zu haben.
Wenn ich mir jetzt ein Stück Fleisch im Supermarkt kaufe, dann denke ich immer wieder an die Situation zurück und bin dankbar dafür, dass ich dieses Tier essen darf. (by Mirco)
Kaki und Süßkartoffeln
Nach dem Essen wird gearbeitet. Wusstet ihr dass Kaki ein japanisches Wort ist? Seit ein paar Jahren kann man sie in fast jedem Supermarkt in Deutschland kaufen, aber die meisten Kakifrüchte kommen aus Asien wie Japan, China und Korea. Kaki wurde 1789 schon aus Japan nach Deutschland gebracht. Daher heißt dieses Obst überall in Europa ‚Kaki‘. Herbst ist u.a. Kaki-Zeit! Wir haben von einem Nachbarn die Erlaubnis bekommen, diese orangefarbige Kakifrüchte zu ernten, und dabei davon so viel wie wir wollen zu essen. Der Rest und unreife gehen zu ihm zurück. Daraus würde er getrocknete Kaki produzieren und zwar werden die Früchte werden vor dem Haus gehängt und getrocknet. Kakibäume wachsen bis zu 10-20 Meter. Daher nutzt man eine lange Schere um die Fruchte zu ernten. Na, wie schmeckt es?
Nach Kaki durften wir Süßkartoffeln ernten. Wisst Ihr wie Süßkartoffeln wachsen? Bei Santos wird das Gemüse immer ökologisch und natürlich angebaut.
Ich habe persönlich Süßkartoffeln jedes Jahr mit meiner Oma bei ihr geerntet und das ist eine schöne Erinnerung an sie.
Da es schon angefangen hatte dunkler zu werden, haben wir nur ein bisschen geerntet. Heute Abend gibt es leckere Süßkartoffeln Püree als Beilage.